Fortbildungstag 2023
Ungewöhnliche Fehlzeiten wirkungsvoll ansprechen
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Führungskräfte Kritikgespräche Mitarbeiterführung Standard Tipps für den ärztlicher Dienst Tipps für Pflegekräfte
Eine Teilnehmerin fragt mich, wie sie die ungewöhnlich Fehlzeiten einer Mitarbeiterin am besten anspricht. Hier ist – mit ihrer Zustimmung – ein kurzer Gesprächsauszug.
„Wie oft war der Betreffende den in der letzten Zeit arbeitsunfähig?“ „Oft. Sehr oft.“ „Was heißt das denn genau?“ „So genau kann ich das gar nicht sagen, doch es war wirklich oft.“
Da liegt schon der erste Hase im Pfeffer. Damit Sie ein wirkungsvolles Gespräch über Fehlzeiten führen können, brauchen Sie als erstes eine genaue Übersicht über die AU-Tage des Mitarbeiters. (AU = Arbeitsunfähig)
Was sind die Fakten?
Sie ahnen es bereits: Gefühlte oder geschätzte Zeitangaben bringen Sie hier nicht weiter. Für das Fehlzeitengespräch brauchen Sie wasserdichte Fakten.
Fehltage vergleichen
Dann vergleichen Sie Fehlzeiten des Betreffende mit den durchschnittlichen Ausfallzahlen.
2020 waren Pflegekräfte z. B. durchschnittlich 6,9% ihrer Arbeitstage arbeitsunfähig. Bei den 50- bis 60-Jährigen waren es übrigens 9%. Das sind etwa 27 Tage im Jahr. In der Covid-Phase lag der Durchschnitt übrigens in einigen Häusern bei 12-13%. Besorgen Sie sich daher Vergleichszahlen Ihres Unternehmers oder der Branche.
Sind die Fehltage überdurchschnittlich?
Die Zahlen zeigen Ihnen objektiv, ob und wie deutlich der Betreffende über dem Durchschnitt liegt.
Gibt es ein Muster?
Wenn Sie sich dann die AU-Tage der letzten zwei bis drei Jahre ausdrucken, erkennen Sie vermutlich schnell ein Muster. Vielleicht sind es jeden Monat ähnliche Zahlen. Oder der Betreffende fällt vermehrt an bestimmten Wochentagen oder immer in den gleichen Monaten aus.
Haben Sie das Gefühl, dass es spezielle Tage sind, z.B. an abgelehnten Urlaubstagen, bei Fortbildungen oder nach Kritikgesprächen? Dann können Sie das z. B. bei den Kritikgesprächen anhand der Protokolle nachvollziehen.
Das Gespräch
Laden Sie den Betreffenden dann zu einem Fürsorgegespräch ein. Dort zeigen Sie den Ausdruck der Fehlzeiten und schildern Ihre Gedanken. „Ich hatte den Eindruck, dass du in letzter Zeit in einem gewissen Muster krank warst. Daher habe ich mir eine Übersicht deiner Krankheitstage ausgedruckt. Schau mal.… Ich finde, hier ist ein Muster zu sehen. Wie kommt es, dass …?“
Ja – er war krank!
Machen Sie in diesem Gespräch deutlich, dass Sie davon ausgehen, dass der Betreffende tatsächlich krank war. Führen Sie das Gespräch eher im Sinne eines Fürsorge- und wenigere als Kritikgespräch.
Doch warum?
Fragen Sie den Betreffenden, ob er wein Ahnung hat, warum er an diesen Tage/ in diesem Muster krank wurde und ob Sie ggf. etwas dagegen tun können. Sie sollten nicht offensiv nach der Krankheit fragen, doch es ist für Sie wirklich wichtig, ob es eine Ursache gibt, die Sie oder der Mitarbeiter beeinflussen können.
Manchmal ist die Arbeit insgesamt zuviel geworden. Dann sollten Sie gemeinsam über eine Reduzierung der Arbeitszeit nachdenken. Es könnte auch sein, dass der Mitarbeiter die Kritikgespräche als so belastend empfindet, dass er dadurch z.B. an Migräne erkrankt.
Keine Vereinbarung? Macht nichts
Erfahrungsgemäß zeigen solche Fürsorgegespräche oft auch ohne konkrete Vereinbarungen eine Wirkung. Denn manchen wird erst jetzt klar, dass ihr Fehlen bemerkt wird – und dass sie Ihnen und dem Team fehlen.
Wenn nichts hilft: Unterstützung holen
Wenn auch zwei, drei solcher Gespräche keine Wirkung zeigen, dann können Sie sich z.B. an Ihre Personalabteilung wenden. Die Mitarbeitenden dort haben mit solchen Fällen Erfahrung, und sie wissen meist auch, welche Möglichkeiten es noch gibt.
Das ist ein Auszug aus dem Seminar Mitarbeiterführung in schwierigen Situationen Mehr Infos
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