Fortbildungstag 2023
Das Kritikgespräch | Wahr und objektiv
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Führungskräfte Konflikte Kritikgespräche Mitarbeiterführung
Das Kritikgespräch – Die zwei Bedingungen für den Erfolg
Mit einem Kritikgespräche wollen wir (in den allermeisten Fällen) erreichen, dass unser Gegenüber sein Verhalten ändert.
Dafür braucht es allerdings zwei Bedingungen.
Unser Gegenüber findet, dass die Kritik erstens wahr und zweitens frei von Unterstellungen ist
1. Es ist wahr
„Ich habe es schon 100 Mal gesagt.“ „Andauernd machst du …“ „Immer wieder …“
Wie oft haben Sie daraufhin schon gehört: „Das stimmt nicht. Das war nur …“ (Ein persönliches Beispiel finden Sie unten.)
Das Problem ist offensichtlich.
Wer kritisiert wird, neigt oft dazu, die Kritik auf die Goldwaage zu legen. Falls auch nur ein Detail ungenau oder falsch ist, so kann der andere die Kritik leicht ablehnen. Oder besser noch: Uns postwendend für den unfairen Angriff kritisieren.
Die Lösung scheint einfach.
Vermeiden Sie Verallgemeinerungen. Vermeiden Sie, es zu übertreiben.
- Ich habe es dir 100 Mal gesagt. à Ich habe es dir in den letzten vier Tagen drei Mal gesagt.
- Ständig lässt du alles rumliegen. à Auf dem Schreibtisch liegen drei Akten, zwei Kurven und zwei Briefe.
- Immer wieder. Andauernd. à
- Selten. à Ebenfalls
Problem: Verallgemeinerungen brauchen Recherche, keine genaue Abwägung. Daher sind sie leichter und schneller gesagt. Doch sie führen häufig zu Diskussionen und nur selten zu Verhaltensänderungen.
2. Keine Unterstellungen
Dieser Punkt ist etwas anspruchsvoller. Denn in Kritik stecken oft Abwertungen, manchmal offen, manchmal eher verdeckt.
Beispiele
- „Dann hast du einfach entschieden, dass …“ Das ist eine Unterstellung. Denn möglichweise hat sich der andere die Entscheidung nicht leicht gemacht. à „Dann hast du entschieden, dass …“
- „Der Schal liegt hier rum.“ à „Der Schal liegt auf dem Tisch.“ ‚Liegt hier rum‘ ist eine Abwertung. Finden Sie, „liegt hier rum“ ist keine Abwertung?
Vermutlich würden Sie zustimmen, wenn Ihnen jemand sagen würde, dass Sie momentan sitzen (oder stehen). Doch: „Sie sitzen (oder stehen) hier rum.“ Das wäre nicht nur eine Unterstellung, welche die meisten energisch zurückweisen würden. Es wäre schlichtweg eine Frechheit.
Die Lösung
Unterstellungen zu vermeiden, braucht Achtsamkeit gegenüber der eigenen Sprache. Doch mit der Zeit gewöhnen wir uns daran. Vorausgesetzt, dass der aktuelle Ärger nicht sehr groß ist.
Am besten ist es also, Sie führen Kritikgespräche nur, wenn Sie die Kritik absolut genau und ohne Unterstellungen formulieren können.
Ein persönliches Beispiel
Mir selbst ist es in einem normalen Tischgespräch vor einigen Tagen passiert. Die Familie saß am Tisch und wir sprachen darüber, ob und welches Auto ich mir kaufen sollte. Sophie sagte: „Dein Mini war dieses Jahr andauernd in der Werkstatt.“ Alle nickten, doch ich widersprach energisch. Mein geliebtes Auto war seit über einem halben Jahr nicht mehr zur Reparatur. Wir diskutierten, wie oft der Wagen in der Werkstatt war und ob die Reparaturen zu teuer waren. Und stellte Sophie die entscheidende Frage: „Glaubst du, dass du in naher Zukunft ein neues Auto brauchst?“ Die Antwort war zwar unangenehm, doch eindeutig: Ja
Verwandte Artikel
Kritikgespräche: Sie haben es 1.000 Mal gesagt. Es hat sich 1.000 Mal nichts geändert?