Fortbildungstag 2023
Das Kritikgespräch – Die japanische Vorbereitung
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Führungskräfte Kritikgespräche Mitarbeiterführung
Zur Vorbereitung von Kritikgesprächen bin auf eine interessante japanische Technik gestoßen.
Schauen Sie sich dazu bitte die folgenden Aufgaben an. Was fällt Ihnen auf?
5 x 8 = 40
3 x 5 = 51
8 x 2 = 16
9 + 2 = 11
Vermutlich haben Sie sofort gesehen: Die zweite Lösung ist falsch, 51 statt 15.
Der Fehlerfokus
Der Fehler fällt sofort auf. Und die Wenigsten denken, dass drei von vier Aufgaben richtig gelöst sind. Uns fällt auch eher auf, was andere falsch machen. Und seltener, was sie gut oder richtig machen.
Das gilt umso mehr, wenn wir uns auf ein Kritikgespräch vorbereiten. Wir konzentrieren uns auf den Fehler und suchen und finden Situationen, in denen der andere weitere Fehler gemacht hat.
Dabei übersehen wir leicht das Positive –und andere wichtige Faktoren
Bei japanischen Kritikgesprächen habe ich drei Fragen gefunden, die zu einem ausgewogenerem Gespräch führen.
- Was habe ich dem Mitarbeiter in letzter Zeit Gutes getan?
- Was habe ich dem Mitarbeiter in letzter Zeit Negatives getan?
- Was hat der Mitarbeiter mir in letzter Zeit Gutes getan?
- Was habe ich dem Mitarbeiter in letzter Zeit Gutes getan?
Besonders, wenn Führungskräfte Mitarbeiter schon länger „auf dem Kieker“ haben, vergessen sie z. B. schon mal, sich zu bedanken, Mitarbeiter zu fördern oder Interesse an demjenigen zu zeigen. Die Frage hier ist also: „Habe ich etwas getan, um denjenigen zu stärken?“
- Was habe ich dem Mitarbeiter in letzter Zeit Negatives getan?
Hier geht es auch um Kleinigkeiten, wie ein genervter Tonfall, ein vorschnelles Urteil oder einen abwertenden Kommentar: „Habe ich dem Mitarbeiter in irgendeiner Form geschadet oder ihn / sie gekränkt?
- Was hat der Mitarbeiter mir in letzter Zeit Gutes getan?
Auch hier geht es um die kleinen Gesten, die wir sonst schnell übersehen oder vergessen. Hat derjenige mich bei der Arbeit unterstützt, hat er eine Aufgaben übernommen, so dass ich eine andere Aufgabe in mehr Ruhe erledigen konnte? Hat er mich morgens freundlich gegrüßt oder durch einen fröhlichen Kommentar für eine gute Stimmung gesorgt? Oder hat er freiwillig einen Dienst übernommen, als ich jemanden gesucht habe?
Bewusst lassen japanische Manager die vierte Frage „Hat er mir in letzter Zeit etwas Negatives getan?“ weg. Schließlich sollen die Fragen das Gegengewicht zu dem Fehlerfokus bei Kritikgesprächen sein.
Mich interessiert sehr, was Sie von der Idee halten.
Abdruck, auch in Auszügen nur nach schriftlicher Genehmigung.
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