Fortbildungstag 2023
Einspringen – aber richtig!
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Fachkräftemangel Mitarbeiterführung Mitarbeitermotivation Pflegedienstleitung Pflegekräftemangel Standard Teamarbeit Tipps für den ärztlicher Dienst Tipps für Pflegekräfte
Wenn Mitarbeitende auf anderen Stationen einspringen, führt das oft auf allen Seiten zum Frust.
„Daniela, Sie helfen heute bitte auf der Station 4. Dort haben sich zwei krankgemeldet und die kommen allein nicht mehr zurecht.“
Daniela seufzt und sagt: „In Ordnung.“ Sie weiß, dass auch einige ihrer Kolleginnen seit einiger Zeit an der Belastungsgrenze stehen. Und als ihrem der erfahrensten Kräfte wird sie sicherlich auf ihrer Station fehlen.
Daniela nimmt sich einen Kaffee und einen Zettel und hört dann der Übergabe zu. Leider hat ihr niemand eine Patientenliste ausgedruckt. Sie versucht, sich so viel wie möglich merken. Leider bekommt sie einige Punkte nicht mit, da die Übergabe anders als auf ihrer Station abläuft.
„Ok, Danni – kannst du linke Seite übernehmen?“
Daniela hasst es Danni genannt zu werden, doch woher soll die Kollegin das wissen. „Äh, ich weiß nicht. Ich kann ja gar nichts sagen, wenn mich jemand was fragt. Wann kommen eigentlich eure Ärzte?“ Daniela ahnt, dass auch hier oft nach den Ärzten gefragt wird.
Die Kollegin schließt kurz die Augen und sagt: „Ok, dann mache ich mit Justin auch links. Bereite du dann bitte die Infusionen vor.“
Inzwischen hat Daniela fast alle Schränke auf der Suche nach dem benötigten Material durchforstet. „Wie finden die sich denn hier zurecht?“ Sie traut sich auch nicht mehr die Kollegin anzusprechen. nachdem sie den Schlüssel zum BTM-Schrank auch nach 2-maligem Fragen und langer Suche nicht gefunden hat. Am Ende ist die Kollegin völlig genervt zum Stationszimmer gelaufen und hat ihr das „das Schlüssel-Versteck“ gezeigt.
Das Vorbereiten der Medikamente hat schon total lange gebraucht, doch sie musste dann einiges noch mal machen. Doch woher hätte sie den wissen sollen, dass auf der 4 Medikamente anders vorbereitet werden, weil die Ärzte hier anders arbeiten?
Es hat auf jeden Fall nicht lange gedauert, bis die beiden Kolleginnen sie weitgehend ignoriert und lieber allein gearbeitet haben. Und so hatte sie wirklich wenig zu tun und notierte die Anrufe, die sie genauso wenig beantworten konnte, wie die Fragen der Patienten und Angehörigen.
Auf ihrer Station hat Daniela gefehlt und auf der 4 war Danni irgendwie nur im Weg. (Und bei ihrer Vorgesetzten wächst der Zweifel an ihr.)
2 x 5 Schritte zum erfolgreichen Einspringen
Möglichst alle Mitarbeitenden hospitieren nach einem festen Schema auf den benachbarten Stationen.
Sie haben mindestens einen Tag zum zuschauen und mitmachen. Sie dürfen helfen, sollen aber niemanden ersetzen.
So können sie sich rechtzeitig mit den Besonderheiten vertraut machen und können im Vertretungsfall wirklich helfen.
- Weil sie sich sicherer fühlen, sind die Mitarbeitenden dann auch eher bereit auf der anderen Station auszuhelfen.
- Sicherlich finden sie bei der Hospitation auch die eine oder andere Anregung für die eigene Station.
- Nebenbei lernen die Hospitanten die Kolleginnen etwas besser kennen, was die Zusammenarbeit in Zukunft erleichtern kann.
2. Standardisieren
- Materialstandorte standardisieren. Am leichtesten ist es natürlich, wenn die Stationszimmer zumindest ähnlich aufgebaut sind. Doch die Stationszimmer sind oft nicht nur anders geschnitten, sondern auch mit anderen Möbeln bestückt. Doch auch dann lässt sich vieles standardisieren. (z. B. Alle Schränke sind von außen beschriftet. Die Reihenfolge ist überall von links nach rechts … Oben wird X gelagert, unten Y. Oder: Alles Material, dass z. B. für Infusionen benötigt wird, liegt zusammen.
- Medikamente vorbereiten. Am einfachsten wäre es, wenn der ärztliche Dienst sich auf allgemeingültige Standards einigen würde… Aber lassen wir das. Auf jeder Station hängte eine kurze Anleitung, wie die häufigsten Medikamente vorzubereiten sind, hängt laminiert innen im Medikamentenschrank. (Momentan denken wir über eine App nach, bei der die Mitarbeitenden einen QR-Code scannen und die genaue Anleitung erscheint als Video, Zeichnung oder Text auf dem Tablett. – Was ist bei Isolierten Patienten zu beachten? etc.)
- Übergabestandards: Jede Übergabe im Haus hat den gleichen Aufbau. Mündlich, schriftlich, mit der Pflege, dem Ärztlichen Dienst etc. Einen Vorschlag für einen Übergabestandard finden Sie auf unserer Internetseite. Hier klicken.
- Aushilfestandards: Welche Informationen braucht eine kurzfristige Aushilfe – im Frühdienst, im Spätdienst und nachts? Sollte einer Aushilfe dann doch was Wichtiges fehlen, denn ergänzt sie den Punkt auf der im Netz gespeicherten Liste.
- Abläufe standardisieren: auf einigen Stationen und Bereichen gibt es ganz großartige Abläufe, die viel Arbeit und Zeit sparen. Leider erfahren die anderen meist nur über Externe (wie uns) davon, wenn wir uns in Seminaren und Beratungen mit den verschiedenen Stationen unterhalten.
Wenn sich die Lösung auf andere Bereiche übertragen lassen, dann helfen sie den anderen Stationen diese Verbesserung einzuführen. So übertragen sie nach und nach die besten Lösungen ins ganze Haus, ins ganze Unternehmen.
Gefällt Ihnen die Idee ebenso so wie mir? Dann würde ich mich freuen, wenn ich Sie bei der Einführung unterstützen darf.
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