Fortbildungstag 2023
Das Kritikgespräch – Die japanische Vorbereitung
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Führungskräfte Konflikte Kritikgespräche Mitarbeiterführung
Wir Deutsche gelten im Ausland als ausgesprochen unhöflich. Einer der Gründe liegt vermutlich an unserer Art, Kritik oft schonungslos offenen auszusprechen. Damit wollen wir die Chance geben, dass unser Gegenüber Fehler in Zukunft vermeiden kann. Anders als bei den Deutschen ist es vielen anderen Kulturen ausgesprochen wichtig, dass bei einer Kritik niemand sein Gesicht verliert.
Bei der Recherche zu der dazu passenden Kritikform habe ich ein Format gefunden, das ich seitdem gerne und erfolgreich anwende. Es besteht aus 4 Schritten.
1. Was habe ich dem Anderen in letzter Zeit Gutes getan?
Bei einigen länger schwelenden Konflikten fiel mir offen gesagt manchmal nichts ein.
2. Was habe ich dem Anderen in letzter Zeit Negatives getan?
Ein vergessenes Danke, ein genervter Blick, …
3. Was hat der Andere mir in letzter Zeit Gutes getan?
Hier fiel mir bisher immer einiges ein. Eine gute Arbeit, das Übernehmen zusätzlicher Aufgaben, …
4. Was hat der Andere mir in letzter Zeit Negatives getan?
Hier geht um den Gesprächsanlass, die Kritik. Doch die steht jetzt in einem größeren Kontext. Wenn auch das Gute gewürdigt wird, haben Mitarbeiter nicht das Gefühl, dass man kleinlich ist und auf ihnen „rumhackt“.
Die ersten beiden Punkte mache ich vor dem Gespräch mit mir selbst aus. So erkenne ich, dass auch ich Fehler mache und dass ich einen Anteil an der Situation habe.
Was hat mein Gesprächspartner mir in letzter Zeit Gutes getan? Diesen Punkt bespreche ich ausführlich und bedanke mich.
Leiten Sie den Punkt Kritik nicht mit „Aber“ ein. Denn „Aber“ bedeutet, dass alles vorher Gesagte nicht gilt.
Besser ist „Und“. Und ich möchte noch etwas mit dir besprechen.
Finden auch Sie diese Form des Kritikgesprächs respektvoller, freundlicher und würdevoller?