Fortbildungstag 2023
Der einfachste Weg zu geduldig wartenden Patienten in der Notaufnahme
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Beschwerden Kommunikation Notaufnahme Patientenzufriedenheit Standard Tipps für den ärztlicher Dienst Tipps für Pflegekräfte
Patienten warten – und dennoch gibt es keine Beschwerden über Wartezeiten in der Notaufnahme. Das ist möglich.
Besorgtes Warten, stundenlang. Beschwerden von Patienten und Angehörigen unterbrechen die Arbeit der Pflegenden.
Im Fernsehen zeigt N24 die Katastrophen des Tages; der leise Ton wird vom Brummen des Wasserspenders gestört. Quängelnde Kinder zehren ebenso an den Nerven, wie die hilflosen Versuche ihrer Eltern. Ein Plakat wirbt, im letzten Monat zum Blut spenden gegangen zu sein. Inzwischen bieten weder die Apothekenrundschau noch die Bäckerblume ausreichend Ablenkung. Neu Hinzugekommene laufen genervt durch die Flure, hoffend, irgendwo ein wenig Handyempfang zu finden. Immer wieder kommt es zu Beschwerden über Wartezeiten.
Was wie eine Satire klingt, ist in den meisten Wartebereichen leider Alltag .
Sind die Menschen ungeduldiger geworden? Vermutlich, denn unser Warteverhalten hat sich geändert.
An der Haltestelle, vor dem Aufzug, in der Schlange vor der Kasse. Überall schauen Wartende auf ihr Smartphone.
Überall? Nein, eine kleine Insel verteidigt tapfer N24 und die Apothekenrundschau. Die Notaufnahme.
Stellen Sie sich bitte mal Folgendes vor:
Patienten und ihre Begleiter nutzen im Wartebereich kostenloses WLAN. Während sie warten, schauen sie einen Film oder chatten im Netz Selbst medienkritische Eltern sind oft dankbar, wenn ihr quengelnder Nachwuchs sich mit dem Smartphone oder Tablet ablenkt. Und Patienten, die alleine im Behandlungszimmer oder vor dem Röntgen warten, können ihren Begleitern im Wartebereich schnell ein Update geben,.
Daher begeistern sich die Mitarbeiter:innen in Notaufnahmen sehr schnell für die Idee. Denn sie wissen, wo in der Notaufnahme der Schuh am meisten drückt.
Doch erfahrungsgemäß gibt es anfangs auch Gegenstimmen.
Typische Gegenargumente sind:
- Teuer – sagt meist der Geschäftsführer. Gegenargument: Was kosten Sie Beschwerden in der Presse, den sozialen Medien, im Bekanntenkreis der Patienten? Und was sind Ihnen entspannte Mitarbeiterinnen wert, die nicht andauernd genervt und beschimpft werden?
- Geht nicht – sagt meist die Technik. Gegenargument: Hallo, Sie sind Techniker. Sie können alles.
- Riskant – sagen die Vorsichtigen. Gegenargument: Die Störerhaftung wurde im Juli 2016 abgeschafft.
- Wir verlieren ein Alleinstellungsmerkmal der Privatversicherten – ein letztes Aufbäumen. Gegenargument: Die Zeiten ändern sich. Selbst in der 2. Klasse der ICE ist WLAN inzwischen kostenlos. WLAN in der S-Bahn ist geplant und in vielen Nahverkehrsbussen schon Alltag.
Wenn Ihre Notaufnahme endlich WLAN und Ihre Mitarbeitenden Ruhe haben, dann brauchen Sie im Warteberich eigentlich nur noch eine verschließbare Box. Da hinein kommt eine Verteilerdose mit ein paar USB-Ladesteckern. Nach außen führen Sie die Ladekabel für die beiden iPhone-Anschlüsse und jeweils einen USB-Mini- und einen Micro-Adapter. Denn nach ein paar Stunden des geduldigen Wartens ist jedes Smartphone irgendwann leer.
Und Sie wollen doch ruhige, entspannte Patienten, oder?