Fortbildungstag 2023
Mitarbeiterführung – Raus aus dem Zoo
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Chefärzte Führungskräfte Leitung Mitarbeiterführung
Einige werden vielleicht etwas lächeln, wenn sie an Mitarbeiterführung und einen Zoo denken. Doch möglicherweise meine ich etwas anderes.
Die Aufgaben von Führungskräften sind, gelinde gesagt, umfangreich. Und die geschätzten Mitarbeiter*innen sorgen dafür, dass es ihnen nicht langweilig wird. Ständig gibt es was zu erklären, zu organisieren, zu besprechen und zu beantworten.
Da Führungskräfte die Schnittstelle für die meisten Informationen sind, wissen sie ungeheuer viel. Sie wissen, wie etwas funktioniert, wer der richtige Ansprechpartner ist, wo was zu finden ist, etc.
Das wissen und schätzen die eigenen Mitarbeiter*innen natürlich. Denn sie wissen, dass sie ihre Führungskraft fragen können und dass sie oder er Dinge regeln kann.
„Sind die Bestellungen angekommen?“, „Funktioniert die Software?“, „Die Tochter von Frau Kalaschnikova hat sich über das Essen beschwert.“
Eine geschätzte Kollegin beschrieb solche Fragen und Aufträge der Mitarbeiter*innen als kranke Äffchen, welche die Mitarbeiter*innen zu ihren Vorgesetzten bringen. Die sollen sich um die Äffchen kümmern, sie pflegen und heilen. Und bis dahin fragen die Mitarbeiter*innen immer wieder, wie es ihren Äffchen geht. „Was ist eigentlich mit den Bestellungen?“ „Hast du mit der Tochter gesprochen?“
Spätestens jetzt beim Lesen merkt man, dass da irgendetwas seltsam ist. Doch die Praxis zeigt: Das lässt sich steigern. Mit Zetteln. Mitarbeiter*innen legen ihren Vorgesetzten Zettel mit kurzen Hinweisen hin: „Monitor defekt“, „Material X fehlt“. Und spätestens am nächsten Tag fragen sie: „Hast du dich darum gekümmert?“
Mitarbeiter*innen geben ihren Vorgesetzten Aufträge und kontrollieren sie anschließend. Da wedelt der Schweif mit dem Hund, oder treffender: mit dem Äffchen. Na ja, Sie wissen, was ich meine.
Wenn das nur fünf Mal am Tag passiert (und Führungskräfte wissen, dass es meist deutlich häufiger ist), dann hat eine Führungskraft am Ende des Monats 100 kranke Äffchen zu versorgen, zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben. 100 Äffchen, die an ihnen zerren, die ihre Aufmerksamkeit wollen und ihnen bei Nichtbeachtung ein schlechtes Gewissen machen. Und dazu noch die lieben Mitarbeiter*innen, die wissen wollen, wie es ihren Äffchen geht.
Die Lösung
Wenn in Zukunft Mitarbeiter*innen zu Ihnen kommen und eine Antwort oder eine Lösung von Ihnen möchten, dann fragen Sie freundlich „Was kannst du jetzt machen?“ oder „Wie könntest du das am besten lösen?“
Mit ein paar Punkten sollten sie allerdings rechnen.
- Die Mitarbeiter*innen werden mit Ihrer Reaktion nicht zufrieden sein. Denn sie hatten ja damit gerechnet, dass sie die Aufgabe bei Ihnen abladen können.
- Einige Mitarbeiter*innen werden anschließend versuchen, die Aufgabe an sie zurück zu delegieren. „Ich komme da nicht weiter. Könntest du mal …“ „Das funktioniert nicht.“ etc. Lassen Sie sich da nicht verführen. Ja, wenn Sie das machen geht es schneller, vielleicht auch besser. Das können Ihre Mitarbeiter*innen auch lernen. (Selbst wenn Sie da noch skeptisch sind.)
- „Das ist nicht meine, sondern deine Aufgabe, dich darum zu kümmern“, werden Sie vermutlich irgendwann einmal von den Selbstbewussteren zu hören bekommen. Da versucht wieder der Schweif mit … ach, lassen wir das.
Es ist nicht die Aufgabe Ihrer Mitarbeiter*innen Ihnen zu sagen, was Ihre Aufgabe ist. Im Gegenteil: Sie sagen Ihren Mitarbeiter*innen, was ihre Aufgabe ist, oder?
Ja, es gibt sie. Die Aufgaben, die wir Führungskräfte besser selbst machen, weil wir sie so viel schneller, leichter oder besser machen können, als unsere Mitarbeiter*innen. Doch die sind vermutlich viel seltener, als wir wahr haben möchten.
Geschenkt
Wenn Sie uns eine Mail an michael.wachholz@kompetenz-trainieren.de schreiben, dann schicken wir Ihnen ein gedrucktes Bild mit dem Motiv: Not my zoo. Not my monkeys.