Machen Sie Ihre Chefärzte fit für die Mitarbeiterführung

Bei der Planung von Führungstrainings für Chefärzte kam es in letzter Zeit zu einigen interessanten Diskussionen. Da einige Aspekte auch für Sie interessant sein können, habe ich Ihnen die wichtigsten Gedanken zum Führungstraining von Chefärzten zusammengestellt.

Brauchen Chefärzte ein spezielles Führungstraining?

Die Vorteile berufsübergreifender Seminare liegen auf der Hand. Daher werde ich sie nur ganz kurz erwähnen:

• Das Verständnis für die Situation der anderen Berufsgruppen steigt.
• Oft bilden sich in Seminaren kurze Dienstwege, die vieles erleichtern oder beschleunigen.
• Einige Änderungen können sofort besprochen und geplant werden.

Es gibt Krankenhäuser, denen diese Vorteile so offensichtlich und wichtig sind, dass es dort ausdrücklich verboten ist, von „Berufsgruppen“ zu sprechen. (Ein freundlicher Gruß nach Bonn.)

Dennoch sind spezielle Führungstrainings für Chefärzte wichtig.

1. Die Führungssituation unterscheidet sich. In anderen Berufen nehmen die fachlichen Aufgaben mit steigender Führungsverantwortung typischerweise ab. Stations-, Etagen oder Bereichsleitungen haben beispielsweise meist Freistellungen für ihre Führungsaufgaben. Bei leitenden Ärzten habe ich das zumindest noch nicht erlebt. (Wenn Sie Gegenbeispiele kennen, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.)
2. Auch die Rahmenbedingungen können bei Chefärzten besonders sein. Oder wie mir ein Chefarzt letztens sagte: „Herr Wachholz, wenn ich abends endlich Zeit für meine Mitarbeiter habe, dann ist keiner mehr da.“
3. Eine Besonderheit im ärztlichen Dienst ist es auch, dass die Rollen und Aufgaben oft nicht klar definiert sind. Über die Führungsverantwortung der Oberärzte sind sich fast alle einig. Alle, außer … den Oberärzten. Denen hat anscheinend niemand gesagt, dass Mitarbeiterführung zu ihren Aufgaben gehört. Nicht, dass es einige nicht leiten würden. Jedoch sind weder Aufgaben noch Verantwortung definiert und besprochen.

Sollten die Oberärzte in den Seminaren mit dabei sein?

Ich sage mal so: Würden Sie eine schwierige Führungssituation vor einer Gruppe besprechen wollen, wenn der betreffende Mitarbeiter anwesend ist?
Können Sie sicherstellen, dass die jeweiligen Oberärzte und ihre Chefärzte nicht in einer Gruppe sind? Das wäre besser. Doch wissen Sie bei der Planung, wer mit wem befreundet ist?

Wenn die brennendsten Fragen der Chefärzte zur Mitarbeiterführung geklärt sind, dann sollten Sie über gemischte Gruppen nachdenken.

Ist die Teilnahme am Führungstraining freiwillig oder verpflichtend?

Die Antwort steckt zum Teil schon in der Frage. Offensichtlich sind die Fragesteller nicht sicher, dass alle teilnehmen würden. Meist sind das jedoch das genau diejenigen, deren Teilnahme allen am Herzen liegt  – oder wegen derer in einigen Fällen das Führungstraining sogar initiiert wurde.
In den meisten Fällen findet das Seminar während der Arbeitszeit statt. Dann darf der Arbeitgeber natürlich auch festlegen, dass Mitarbeiter:innen an einem Seminar teilnehmen. Tipp: Es hilft, wenn Sie klar sagen, was Sie erwarten. Informieren Sie über das Führungstraining und die Termine. Erklären Sie das Ziel, doch diskutieren Sie nicht – und drohen Sie nicht.

Mit Übernachtung?

Vieles lässt sich abends bei einem Glas Wein besser besprechen. Ein lockeres Wein- oder Whisky-Tasting überzeugt den einen oder anderen, im Hotel zu übernachten.