Fortbildungstag 2023
Authentisch führen
- Posted by: Michael Wachholz
- Category: Führungskräfte Kritikgespräche Mitarbeiterführung
So führen Sie klar und authentisch
„Es wäre besser, wenn Sie das hier notieren.“ „Würden Sie in Zukunft bitte darauf achten?“
Vermutlich kennen auch Sie jemanden, die oder der dazu neigt Aufträge im Konjunktiv zu formulieren. So klingen Aufforderungen freundlich und entgegenkommend, denn sie lassen Wahlmöglichkeiten.
Doch bei Gesprächen mit Mitarbeitern kann das zu Problemen und Konflikten führen. Denn Formulierungen wie „Es wäre besser …“ oder „Du solltest vielleicht …“ verdecken, wie wichtig dem Vorgesetzten die Sache ist.
Noch unklarer werden Aufträge, die als Frage formuliert sind: „Könntest du …“ oder „Würden Sie …“ Denn einige Mitarbeitende haben dann das Gefühl, frei entscheiden zu können, ob und wann sie den Auftrag umsetzen.
Das gilt besonders für die Jüngeren. Denn sie wurden früher als andere nach ihrer Meinung gefragt oder zur Mitbestimmung aufgefordert.
Doch auch diejenigen, die den Auftrag ihres Vorgesetzten überhören wollen, berufen sich später gerne auf das vermeintliche Missverständnis.
Die Lösung, bitte
Aufforderungen, die als Bitte formuliert werden, sind statistisch dreimal erfolgreicher als die entsprechenden Fragen. Denn eine Bitte klingt freundlich und lässt dennoch wenig Raum für Missverständnisse.
Noch wirksamer werden Sie mit einer authentischen Sprache. Möchten, brauchen, wollen, erwarten oder verlangen Sie? Sagen Sie offen und klar, wie wichtig Ihnen etwas ist. Dann kann sich Ihr Mitarbeiter darauf einstellen.
„Ich brauche die Unterlagen bis 14 Uhr.“ oder „Herr Späth, ich erwarte, dass Sie in Zukunft pünktlich …“ Da der Inhalt jetzt absolut klar ist, können Sie in leise und mit einem echten Lächeln vermitteln.
Respekt und Fairness
Diese Klarheit ist für Mitarbeitende der Respekt und Fairness des Vorgesetzten. Denn sie vermeidet Missverständnisse, die im schlimmsten Fall zu Konflikten führen können.
Funktioniert es trotzdem?
Sollten Sie sich jedoch beim Lesen gedachte haben: Meine Mitarbeitenden verstehen mich aber trotzdem, dann kann es sein, dass Sie in einer sehr komfortablen Situation sind: Sie haben 1. erfahrene Mitarbeiter, die Sie 2. als Vorgesetzten respektieren. Daher verstehen und akzeptieren sie Ihren Auftrag, selbst wenn Sie ihn sehr weich ausdrücken: „Es wäre schön, …“ oder „Können Sie morgen bitte …?“
Bis Sie dort angekommen sind, empfehle ich, dass Sie im Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden Weichmacher vermeiden:
Könnte, sollte, würde, wäre, vielleicht, eventuell, eigentlich.
Ein Kommentar
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Hallo Herr Wachholz,
danke für Ihre Tipps zur guten Führungskommunikation! Vom heutigen fühle ich mich besonders angesprochen, weil mir kürzlich genau das Phänomen der „vagen Aussagen im Konkjuktiv“ rückgemeldet wurde 🙂
Ihre Tipps sind für mich oft eine gute Erinnerung, denn es fehlt nicht an Wissen, sondern an der Umsetzung. Sie bringen die Themen kurz und knackig gut auf den Punkt, danke!
Wahrscheinlich kennen Sie das folgende Gedicht? Es ist mir auch immer wieder eine gute Hilfe, sich selbst zu einem langen Atem in Veränderungsprozessen zu motivieren. Wir haben es oft als Abschluss des Elterntrainings „Starke Eltern – starke Kinder“ beim Kinderschutzbund eingesetzt:
Autobiografie in fünf Kapiteln
1.
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.
2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld.
Ich komme sofort heraus.
4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
5.
Ich gehe eine andere Straße.
Portia Nelson
Mit freundlichen Grüßen
Martina Vohs